Kardinal fordert Rücktritt des nigerianischen Präsidenten

Kardinal Anthony Olubunmi Okogie hat den nigerianischen Präsidenten Muhammadu Buhari zum Rücktritt aufgefordert. Der katholische Patriarch und ehemalige Erzbischof von Lagos bezeichnete Buhari als einen "All-round-Versager", der nun seine Macht im Interesse der Nation aufgeben müsse, wie die nigerianische Tageszeitung "The New Telegraph" am Sonntag berichtete. In einem offenen Brief an den Präsidenten, der der Zeitung nach eigenen Angaben vorliegt, sagte Okogie, dass der Präsident es versäumt habe, die Bedrohung der Bürger und ihrer Besitztümer durch die Fulani-Hirten anzugehen.
Hintergrund sind die schweren Landkonflikte zwischen den mehrheitlich muslimischen Hirten und den überwiegend christlichen Bauern im Land. Die Fulani sind das größte Nomadenvolk der Welt und in knapp 20 Ländern Zentral- und Westafrikas beheimatet. Durch anhaltende Dürren im Westen Afrikas ziehen sie in den Mittelgürtel und Süden. Dort kommt es zu gewaltsamen Zusammenstößen mit den ansässigen Siedlern, weil die Herden deren Agrarflächen zerstören oder abfressen. Allein in der vergangene Woche hatte es bei Auseinandersetzungen Hunderte Tote gegeben. Kritiker werfen der nigerianischen Regierung Versagen beim Eindämmen der Gewalt vor.
"Sind Sie für Nigerianer oder nicht?"
"Im mittleren Gürtel haben sie Menschen wie Kühe ausgeraubt, vergewaltigt und geschlachtet", beschreibt Okogie die Situation. In seinem Brief äußert er seine Wut: "Sehr geehrter Herr Präsident, wir müssen das Kind beim Namen nennen. Sie wurden gewählt, um das Land und seine Leute zu schützen. Aber beides ist unter Ihrer Aufsicht nicht geschützt. Sie haben daher die wichtigste Entscheidung Ihrer Karriere zu treffen: Sind Sie für Nigerianer oder nicht?" Jedes menschliche Leben sei in seinen Augen wertvoll und mit Würde zu behandeln, ungeachtet von ethnischer, regionaler oder religiöser Zugehörigkeit.
Weiter sagte Okogie, dass die Zahl der Mordopfer während der Amtszeit des Präsidenten ein überzeugender Beweis dafür sei, dass die Regierung versagt habe, Leben zu schützen. "Wenn Sie mehr als drei Jahre nach Ihrer Amtszeit nicht in der Lage waren, das Töten zu stoppen, warum betrachten Sie dann nicht ernsthaft die Option eines ehrenvollen Verzichts auf den Präsidentensitz?"
Okogie war von 1994 bis 2000 Präsident der nigerianischen Bischofskonferenz. Von 1973 bis zu einem altersbedingten Rücktritt 2012 leitete er das Erzbistum Lagos. (evb)